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Kreativität sucht Perspektiven

Das Schöne an unserem Handwerk ist, dass es so facettenreich ist. Nicht nur die Arbeit, die wir jeden Tag vollbringen, sonder auch die Herangehensweisen an diese Arbeit. Der Eine sieht sich als 9-to-5 – Typ und macht wie ihm aufgetragen wurde. Meist sind diese Menschen fest an einen Wissenstand gebunden und haben „das ja schon immer so gemacht“. Um es scherzhaft zu sagen, haben diese Leute einen Horizont, der mit einem Kreis mit dem Radius von null beschrieben werden kann – auch einfach „Standpunkt“ genannt. Andere sehen sich als progressiv an, bilden sich weiter und nutzen neue Projekte um es besser zu machen als im Vorherigen. Ich behaupte, dass mit einem Großteil solcher mitarbeiter viele Unternehmen und Agenturen gut über die Runden kommen, jedoch außer der Unternehmensgröße bzw. dem Umsatz, sich nichts Wesentliches bewegt. Wiederum Andere versuchen neues zu schaffen und neue Wege zu beschreiten. Wenn jetzt einigen das Buzzword „innovationsgetrieben“ vorschwebt muss ich wahrscheinlich deutlicher werden, da ich es eher als kreativ bezeichne. Nur am oberen Ende der Innovationsleiter zu stehen ist nicht allein das, was für mich Kreativität bedeutet. Kreativität ist auch, sich mit der neuen Anwendbarkeit von Bekanntem zu beschäftigen, Innovationen einfließen lassen und einfach den Ansatz von „das haben wir schon immer so gemacht“ fallen zu lassen.

Ein gutes Beispiel ist die NoSQL Bewegung. Als falsch empfinde ich es, wenn man nun versucht jede Datenspeicherung in Dokumente, Key-Values, Wide-Columns oder Graphen zu pressen. Hier kann man doch als erstes überlegen, was man in der Vergangenheit vielleicht in ein relationales Modell gepresst hat und es darauf hin auf ein passenderes NoSQL Format umstellen. Kreativität ist für mich also auch Bestehendes in Frage zu stellen.

Regelmäßig treffen in der IT zwei Welten aufeinander. Aus Projektmanagersicht leiden Entwickler am Elfenbeinturm-Syndrom. Alles muss perfekt sein, skalierbar sein. Man will sich mit der guten Arbeit auch profilieren können, Stolz empfinden dürfen. Der Entwickler jedoch sieht mit einer gewissen Grundangst dem Projektmanager ins Gesicht und wartet darauf, dass Qualität zu Gunsten des Preises oder der Zeit minimiert wird oder der kreative Spielraum zu Gunsten einer kostengünstigen und weniger risikobehafteten Lösung eingeschränkt wird. Die Darstellung mag vielleicht übertrieben erscheinen, aber das soll sie auch. Risiko ist das Stichwort. Kreative Herangehensweisen sind risikobehaftet und Risiko wird vom Management in Geld gemessen. Beim Thema Finanzen wird es dann meist sehr schnell ruhig. Kreativität darf kein Geld kosten – womit sich jegliche Diskussion für mich erledigt. Wenn Kreativität und Innovation kein Geld kosten dürften, würden wir heute alle noch den VW Käfer der ersten Serie fahren. Der funktionierte doch wunderbar.

Ein Unternehmen muss also die Wahl treffen, ob es kreative Entwickler unterstützt und damit auch Risiken eingeht oder ob es keine zusätzlichen Risiken eingehen möchte und damit die Gefahr eingeht, kreative Entwickler einzuschränken und auf Dauer zu verlieren. Also die Leute zu verlieren, die in den Momenten, wo neue Ansätze gebraucht werden, da sind und vielleicht die zündende Idee haben, die Leute zu verlieren, die einfach Ideen umsetzen die Geld bringen oder Geld sparen können.

Klar scheint mir zu sein, dass Vorreiter in der Branche sich nicht durch konservatives Verhalten hervorbringen, es liegt jedoch in der Entscheidung jedes Unternehmens wie ernst es seine sich erdachte Rolle nehmen will.

Kreativität sucht Perspektiven.

Über den Autor

Mario Müller

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