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Interview mit Wolfgang Stengel

Interview Nummer 3

  1. Stell dich doch einfach mal mit ein paar Worten vor

Mein Name ist Wolfgang Stengel und ich bin Programmierer in einer Internet-Agentur in Düsseldorf, <Werbeblock> der eFactory GmbH & Co. KG (www.efactory.de) </Werbeblock>. Da Programmieren bereits meine Leidenschaft ist so lange ich denken kann steckt in meiner Arbeit natürlich mein ganzes Herzblut. Da meine Firma relativ Technik-lastig ist bin ich jeden Tag mit PHP, MySQL, HTML und JavaScript konfrontiert.

  1. Seit wann arbeitest du mit PHP?

Um mein Studium zu finanzieren arbeitete ich 1998 als Trainee bei einer Internet-Agentur in meiner Heimat, dem „Schwabenländle“. Dort war gerade der Übergang von PHP2 zu PHP 3 im Gange und ich musste an einigen bestehenden Projekten Änderungen vornehmen und diese Projekte dabei auf PHP 3 umrüsten. PHP 2 hatte soweit ich mich erinnere noch keine geschwungenen Klammern sondern BEGIN und END oder etwas ähnliches. Glücklicherweise war PHP 3 in der Beziehung rückwärtskompatibel. An Objektorientierung war jedoch nicht zu denken so dass ich mich inzwischen frage wie damals überhaupt irgendjemand klar gekommen ist. Irgendwann ist dann der Aushilfejob zu meinem „richtigen“ Beruf geworden und nach ein paar Jahren als Entwickler habe ich mich dann selbstständig gemacht.

  1. Wann hast du dich das letzte mal richtig über PHP aufgeregt?

Richtig aufgeregt habe ich mich eigentlich nie über PHP. Manchmal nerven mich die bekannten Kleinigkeiten, die in der Community auch immer wieder (meiner Meinung nach zu Unrecht) als Argument gegen PHP verwendet werden, wie z.B. verwirrende Parameter-Reihenfolgen bei den String-Funktionen, das merkwürdige Late Static Binding oder die Namespace Separator-Entscheidung.

  1. Was würdest du an PHP ändern, wenn du könntest?

Mit der generellen Struktur von PHP bin ich eigentlich ganz zufrieden. Alle konkreten Änderungen die ich vorschlagen würde werden ohnehin regelmässig in der PHP Internals-Liste diskutiert und dadurch bekommt man erst einmal einen Einblick darin welche Probleme eine scheinbar triviale Änderung aufwerfen würde. Sehr interessant wäre jedoch Multithreading. Eigentlich liegt das nicht in der Natur von PHP, jedoch liessen sich damit ein paar coole Sachen machen denke ich. Echte Multiple Inheritance ohne Tricks wäre auch ganz praktisch ab und zu.

  1. Was macht PHP für dich so interessant?

Allem voran die Tatsache dass man, wenn man möchte, in sehr kurzer Zeit ohne viel Overhead etwas vernünftiges auf die Beine stellen kann. Man ist nicht gezwungen ein Framework zu verwenden, benötigt keinen Applikation Server und das Deployment beschränkt sich darauf Dateien einzuchecken und auf den Produktonsserver zu spielen. Viele meiner Kunden rufen täglich mit neuen Ideen an und möchten das am nächsten Tag umgesetzt sehen. Das ist mit nur sehr wenigen anderen Technologien möglich. Trotzdem ist es gut machbar PHP im Team für größere skalierende Anwendungen mit längeren Entwicklungszyklen einzusetzen.

  1. Welche Features fehlen bei PHP?

Da es sehr viele Frameworks und Libraries für PHP gibt habe ich nie wirklich ein spezielles Feature vermisst. Kleinere Dinge wie z.B. „URL mit POST-Parametern über HTTPS abrufen“ sind ja auch schnell selbst programmiert. Zugegebenermaßen bin ich dabei auch oft ein Opfer des Not-Invented-Here-Syndroms.

  1. Was ist dein größstes Problem bei der Webendwicklung?

Sich schnell ändernde Anforderungen. Oft merkt man ja erst was man (oder der Kunde) braucht wenn man bereits das gebaut hat was man nicht braucht (aber der Kunde dachte dass es in der Form gebraucht werden würde). Viele meiner Projekte bestehen nach ein paar Monaten nur noch zu 10 % aus Code der bereits beim Launch vorhanden war weil vieles geändert wurde und permanent neue Funktionen hinzukommen. Bestehenden Code zu ändern ist natürlich immer anstrengender als neuen zu schreiben. Agile Methoden und Unit Tests können dabei helfen, aber ich empfinde es immer noch als ein Problem. Naja, No Silver Bullet.

  1. In welcher Sprache würdest du programmieren, wenn PHP ab morgen nicht mehr existieren würde?

Ich würde mir wohl mal den Hype um Ruby etwas genauer ansehen obwohl ich kein großer Fan der Syntax bin. Außerdem lockt mich seit einiger Zeit die Webentwicklung mit Java, jedoch schreckt mich Static Typing und der große Overhead (JBoss, Tomcat, Servlets, Struts usw.) bisher noch ab.

  1. Was waren für dich die Highlights in der Webentwicklung des letzten Jahres?

Die zunehmende Verbreitung von Ajax. Gerade zusammen mit PHP und MySQL lassen sich damit sehr viele interessante Sachen machen im GUI-Bereich. Was PHP direkt betrifft empfinde ich PHP 5.2.6 bzw. PHP 5.3 mit all seinen schönen neuen Funktionen als Highlight.

  1. Was werden die Highlights der nächsten Jahre sein?

Dynamische Sprachen mit Duck Typing sind groß im Kommen im Vergleich zu den großen Enterprise Lösungen wie Java oder C#. Die noch teilweise fehlende Skalierbarkeit rückt immer weiter in den Hintergrund und kann auch immer besser mit Hardware erschlagen werden. Ich freue mich darauf dass meine Lieblingstechnologie weiter in den Vordergrund rückt.

Als Negativ-Highlight kann ich mir ein Platzen der Social-Networking-Blase recht gut vorstellen. Ich stecke nicht allzutief in der Materie, jedoch kann ich mir immer noch kein funktionierendes Business Modell für Twitter, FaceBook und Co. vorstellen.

  1. Mit wem würdest du gerne mal bei einem Projekt Pair Programming betreiben?

Mit Sebastian Bergmann. Er ist ja eine bekannte Größe in der PHP-Community. Aber immer wenn ich mir seinen Code ansehe wundere ich mich wie kompliziert das alles aufgebaut ist. Ich glaube er würde für ein „Hello World“ erstmal eine Factory und einen Decorator verwenden. Trotzdem besteht natürlich kein Zweifel daran dass er sein Handwerk versteht. Durch diesen gefühlten Kontrast könnte ich sicher einiges lernen.

Über den Autor

Nils Langner

Nils Langner ist der Gründer von "the web hates me" und auch der Hauptautor. Im wahren Leben leitet er das Qualitätsmanagementteam im Gruner+Jahr-Digitalbereich und ist somit für Seiten wie stern.de, eltern.de und gala.de aus Qualitätssicht verantwortlich. Nils schreibt seit den Anfängen von phphatesme, welches er ebenfalls gegründet hat, nicht nur für diverse Blogs, sondern auch für Fachmagazine, wie das PHP Magazin, die t3n, die c't oder die iX. Nebenbei ist er noch ein gern gesehener Sprecher auf Konferenzen. Herr Langner schreibt die Texte über sich gerne in der dritten Form.
Kommentare

6 Comments

  1. HTTPS-POST ist trivial:

    $params = array( ‚foo’=>’Hallo Welt‘, ‚baz’=>’boom‘ );
    $ctxt = array(
    ‚http‘ => array(
    ‚method‘ => ‚POST‘,
    ‚content‘ => http_build_query($params)
    )
    );
    file_get_contents(„https://example.com/“, 0, stream_context_create($ctxt));

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  2. eFactory Habe ich in meiner damaligen Bewerbungsphase als einen sehr freundlichen Laden in Erinnerung gehalten. Ich weiß gar nicht mehr genau, ob du damals beim Gespräch auch dabei warst, Wolfgang?!

    Trotzdem: Wie klein die Welt ist 🙂

    Reply
  3. Das mit dem Stream Context kannte ich noch nicht, guter Tipp. Kann man damit auch den zurückkommenden HTTP-Header auslesen? Manchmal muss man ja Cookies simulieren usw. Bisher rufe ich da immer cURL auf.

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  4. Cem, ja da war ich dabei, schade dass das nicht geklappt hat. Hab ganz schön gestaunt als ich neulich deinen Artikel im PHP-Magazin-Feed gesehen hab. Falls dich dein neuer Job mal irgendwann annervt, wir suchen immer noch… 😉

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  5. Rückgabe is etwas nerviger, da das nur mit ner globalen Variable geht: http://de2.php.net/manual/en/reserved.variables.httpresponseheader.php

    Irgendwann wollte ich mal den Kontext aufbohren um Meta-Daten des Streams verfügbar zu machen, das ging aber nicht, da der Kontext über mehrere (asynchrone) Verbindungen geteilt werden kann und somit zu unvorhersehbaren Ergebnissen führt. Lösung wäre wohl nur noch ein Parameter zu allen Stream-Funktionen aber das wird ekelig …

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