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Interview mit Arne Blankerts

Wir haben heute das Vergnügen uns mit Arne Blankerts zu unterhalten. Wer bereits die Entwickler Akademie oder die PHP Konferenz besucht hat, der kennt auch ihn. Aber vielleicht stellt du dich einfach mal mit ein paar Worten vor.

Ohje, wie schon einige andere Interviewte tue auch ich mich schwer dadrin, über mich selbst zu schreiben. Mein Name ist, wie überraschend, Arne Blankerts, bin 33 Jahre alt und – um meine Visitenkarte zu zitieren – Leiter der Internetentwicklung bei der NonFood Werbeagentur. Neben dieser Tätigkeit bin ich als Trainer im Bereich PHP, XML, XUL und JavaScript aktiv, Autor von diversen Artikeln – primär im deutschsprachigen PHP-Magazin und jetzt neu für’s englischsprachige php|arch. Oh, und wenn ich ein wenig Werbung machen darf: Erfinder und „Lead-Developer“ vom fCMS SiteSystem, welches bei uns in der Agentur die technische Grundlage von fast allen Webseiten oder webgestützten Anwendungen ist.

Du bist ein gern und oft gesehener Speaker auf diversen PHP Konferenzen. Dieses Jahr lag der Fokus der Veranstaltung klar auf Qualitätssicherung. Wo würdest du ihn denn gerne nächstes Jahr sehen?

Ich fürchte fast, wir können diesen Fokus die nächsten Jahre beibehalten – zumindest wenn man sich so die Quelltexte ansieht, die mir zum Teil bei Projektübernahmen in die Finger kommen. Aber auch die OOP ist ein spannender Bereich, den erstaunlich (oder erschreckend?) viele speziell im PHP-Umfeld gerade erst zu entdecken scheinen. Sebastian Bergmann, Stefan Priebsch und meine Person versuchen den Teilnehmern bei unseren PHP CodeCamps immer wieder aufzuzeigen, wie stark beide Aspekte in der Praxis verzahnt sind: Eine in OOP entworfene Anwendung hat fast immer automatisch eine viel höhere Qualität, ist deutlich leichter zu pflegen und so weiter.. Ein großer Hype ist ja zur Zeit auch das Cloud Computing. Wirklich begriffen, was das genau bedeutet und welche Auswirkungen das auf die eigene Programmierung hat, haben wohl bisher die wenigsten. Vielleicht sollte man sich diesem Thema auch mal widmen?

Ich habe dich als Mr. Streamwrapper auf der Froscon kennen gelernt. Stört es dich manchmal, dass eine solche Technik von der Community nicht wirklich angenommen wird, obwohl sie ja wirklich hilfreich sein kann?

Jein. Ich denke, auch wenn es vergleichsweise einfach ist eigene Wrapper zu schreiben, so ist das meiste etwas, von dem Leute ausgehen, dass es einfach da ist und funktioniert. So ähnlich wie es keinen wirklich interessiert, welches Betriebssystem im Geldautomaten arbeitet, solange das Teil einem sein Geld ausspuckt. Es gibt in PHP viele „versteckte“ Streams, die von Leuten einfach verwendet werden, ohne dass sie sich darüber im Klaren zu sind, was da technisch im Hintergrund abläuft. Mit Streams und auch den Filtern kann man natürlich sehr mächtige Konstrukte
erfinden. Und vielleicht ist es in der Tat Schade, dass vielen diese Möglichkeiten nicht bewusst sind. In der Praxis setzt das sinnvolle Einsetzen dieser Techniken aber auch durchaus einiges an Wissen über die Abläufe beim I/O-Prozess voraus. Es gilt hier also noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten – noch habe ich die Hoffnung nicht ganz aufgegeben.

Gibt es deiner Meinung nach noch mehr solche „Perlen“, wie Streamwrapper, in PHP, die nützlich sind, aber leider nicht genutzt werden?

Neben den Streamwrappern selbst sind sicherlich auch die schon eben angesprochenen Filter etwas, dass in der Praxis oft viel zu kurz kommt. Neben den bereits integrierten Filtern kann man nämlich auch hier im „Userland“ eigene Implementierungen einhängen.

Wirklich versteckte Perlen fallen mir ansonsten kaum ein, ich denke in der Praxis sind viele Leute vor allem durch Legacy Code gebunden, so dass viele neue oder spannende Technologien nicht aktiv eingesetzt werden können. Nicht verstehen kann ich persönlich die Entwickler, die auf SimpleXML schwören: Eine instabile API, die versucht die eigentlich schon einfache Standard-DOM-Api weiter zu vereinfachen und dabei so viele wichtige Sachen einfach wegwirft, dass man nach meinem Dafürhalten damit garnicht mehr arbeiten kann… Soviel vielleicht zu einer
„Anti-Perle“ …

In deinen Seminaren vermittelst du eine sehr objektorientierte Sichtweise der Programmierung. Was sind deiner Meinung nach die häufigsten Fehler von PHP Entwicklern?

Brutal gesagt der Mangel an Erfahrung und teilweise eklatante Mängel an Verständnis über die Abläufe von HTTP und Co. Ich schätze, eine der beliebtesten Fragen in PHP-Foren ist noch immer, wie man es denn schaffen könnte, PHP-Werte an ein JavaScript zu „übergeben“. Das Wissen oder auch das Verständnis, dass PHP bereits fertig ist, wenn JavaScript ausgeführt wird scheint erschreckend oft zu fehlen. Wie wohl schon häufig festgestellt wurde, ist PHP eine leicht zu lernende Sprache. Das verleitet leider dazu, dass Leute sich berufen fühlen gleich ganze Anwendungen zu schreiben, ohne sich über das „dahinter“ wirklich Gedanken zu machen. Irgendwie erinnert mich das immer an VisualBasic: Man mag von Basic halten was man will, die Tatsache, dass man mit wenigen Mausklicks eine GUI bauen konnte, hat viele Leute dazu motiviert, Software zu entwickeln. Und viel mehr als eine mehr oder weniger hässliche GUI ist oft nicht dabei rausgekommen. Der „Schaden“ war jedoch kleiner: Hat derartige Software kaum einer zu Gesicht bekommen, stehen die PHP-Erstlingswerke oft ungeschützt im Netz.

Um also zu deiner Frage zurück zu kommen: Vielen Entwicklern gemeinsam ist, dass sie keinen wirklichen Programmier-Hintergrund haben und deshalb fast schon klassische Fehler machen. Der Mangel an eigener Sicherheit schlägt sich dabei auch auf die Anwendungen durch, die dann für XSS, SQL-Injection und CSRF anfällig sind oder gar code execution erlauben. Ein übriges tun dabei dann die ganzen gut gemeinten aber eigentlich nur gruseligen Tutorials da draußen…

Du arbeitest für die NonFood Agenturgruppe. Wäre es für dich als bekannter PHP Experte nicht interessant als selbstständiger Berater zu arbeiten? Ich denke viele unserer Leser werden auch irgendwann vor der Entscheidung Selbstständigkeit vs. Festanstellung stehen. Vielleicht kannst du ihnen ja ein paar Tipps geben.

Selbstverständlich ist das interessant. Ich bin auch vorher viele Jahre selbstständig gewesen, als Geschäftsführer einer eigenen GmbH, bevor wir uns mit einem Vorläufer der NonFood zusammen getan haben. Ob man sich als Angestellter oder Selbstständiger wohler fühlt, muss in der Praxis jeder selbst entscheiden. Wirkliche Ratschläge geben kann ich hier kaum, eher vielleicht warnen: Die vermeintlichen Freiheiten des Selbstständigen verlieren sehr schnell an Bedeutung, wenn man sich überlegen darf, ob man die letzten Cents für’s Tanken, Essen oder doch für die Miete opfern will. Und das nur, weil ein wichtiger Kunde gerade die Rechnung nicht bezahlt oder schlicht nicht ausreichend Aufträge da sind. Wer meint, dieses Risiko tragen sowie kalkulieren zu können und auch noch in der Lage ist sich selbst zu motivieren, wird es in einer Selbstständigkeit leichter haben als jemand, der immer ein Sicherheitsnetz braucht.

Unabhängig davon wird sich meine Trainings- und Consulting-Tätigkeit außerhalb der NonFood aber in der Tat in 2009 zusammen mit meinen CodeCamp-Kollegen Stefan Priebsch und Sebastian Bergmann weiter verstärken, so dass dieser Anteil in meinem Arbeitsalltag weiter an Bedeutung zu nimmt. Wie viel dies genau sein wird, muß das nächste Jahr zeigen.

Du kennst die deutschsprachige PHP Szene aus dem FF. Welche sind für dich die wichtigsten deutschen Quellen zum Thema PHP?

Bei eigenen Fragen mit Sicherheit das IRC und damit der direkte Weg zu den PHP-Core-Entwicklern oder Autoren der entsprechenden Bibliotheken wie den ezComponents. Hier hilft es natürlich auf den diversen Konferenzen gewesen zu sein, so dass einen die Leute wenigstens etwas kennen und so vielleicht auch etwas schneller oder freundlicher antworten. Aber auch „planet-php.net“ sowie die Mailingliste „php-internals“ sind wichtige Informationsquellen, selbst wenn man nicht gleich alles glauben respektive auf die baldige Realisierung der ggfs. dort diskutierten Features hoffen sollte. Zugegeben, mit deutsch allein wird man da wenig, so dass für Anwender ohne (ausreichende) Englischkentnisse vermutlich das PHP-Magazin mit am Besten helfen dürfte, da viele bekannte Namen der PHP-Szene des öfteren hier schreiben und gerne auch aus obigen Quellen zitieren.

Mit wem würdest du gerne mal in einem Projekt Pair Programming betreiben?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich der richtige Typ für Pair Programming bin. Aber es ist durchaus erstaunlich, was man selbst als vermeintlich gestandener Entwickler noch alles dazu lernen kann, wenn man neue Leute respektive Meinungen trifft: Anstelle von Pair Programming würde ich es daher fast vorziehen, meine (bisherigen) Quelltexte oder Code-Strukturen mit Leuten wie Lars Jankowfsky, Tobias Schlitt oder auch Kore Nordmann zu diskutieren und ggfs. neue Ansätze und Lösungswege zu finden oder schlicht deren Meinung einzuholen.

Das war es auch schon mit unserem kleinen Interview. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

Über den Autor

Nils Langner

Nils Langner ist der Gründer von "the web hates me" und auch der Hauptautor. Im wahren Leben leitet er das Qualitätsmanagementteam im Gruner+Jahr-Digitalbereich und ist somit für Seiten wie stern.de, eltern.de und gala.de aus Qualitätssicht verantwortlich. Nils schreibt seit den Anfängen von phphatesme, welches er ebenfalls gegründet hat, nicht nur für diverse Blogs, sondern auch für Fachmagazine, wie das PHP Magazin, die t3n, die c't oder die iX. Nebenbei ist er noch ein gern gesehener Sprecher auf Konferenzen. Herr Langner schreibt die Texte über sich gerne in der dritten Form.
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