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Interview mit Hans-Jürgen Schönig

Heute haben wir das Vergnügen dem PostgreSQL Datenbankspezialisten Hans-Jürgen Schönig, Geschäftsführer von Cybertec Schönig & Schönig GmbH, ein paar Fragen zu stellen. Für all diejenigen, die Hans nicht kennen, hier eine kleine Zusammenfassung über seine bisherigen Tätigkeiten:

  • Mitentwicklung der Skype Datenbank
  • mehrfacher Buchauthor von PostgreSQL Lektüren
  • Kleinere Core-Entwicklungen für PostgreSQL
  • internationaler Kundenstock (Lucent, Pro7, Phillips, Skype, HP, Isaac Newton Group, u.v.m.)

Wie bist du zu PostgreSQL gekommen, denn als du angefangen hast war doch PgSQL bei Weitem nicht so bekannt wie heute?

Das war eine interessante Sache. Eigentlich ist das Ganze ein wenig aus der Not geboren. 1999 war PostgreSQL bei Weitem noch nicht so weit wie heute – schon damals gab es jedoch gegenüber bis dato bekannten Open Source Lösungen einige entscheidende Vorteile: Eine saubere Architektur und vor allem sehr gute Transaktionsunterstützung. Vor allem die Architektur hat mich sehr beeindruckt und Sie tut es heute immer noch.
Doch zurück zur Frage: Begonnen hat meine PostgreSQL Geschichte eigentlich mit fehlenden Budgets. Mein damaliger Arbeitgeber wollte sein System auf eine relationale Datenbankstruktur umstellen – dazu fehlten allerdings die Mittel. Oracle war auch damals schon sehr sehr teuer und konnte somit vor allem aus finanziellen Gründen nicht eingesetzt werden. MySQL und die anderen offenen Systeme waren zwar frei – aber noch viel zu leichtgewichtig. Blieb also nur die Entscheidung für PostgreSQL. Dinge wie Transaktionen, Stored Procedures und vor allem die grenzenlose Erweiterbarkeit sind eben gewichtige Punkte.
Ich bereue bis heute keine Minute, mich damals für PostgreSQL entschieden zu haben.

Erläutere uns bitte in wenigen Sätzen was für dich den wesentlichen Unterschied zwischen MySQL und PgSQL ausmacht und wieso du bei Entwicklungen immer auf PgSQL setzt?

Es gibt eine Reihe technischer Gründe, die ich an dieser Stelle nicht anführen möchte. Für mich liegt der wahre Vorteil in der grundlegenden Philosophie hinter PostgreSQL: Sauber und vor allem langfristige Entwicklung – nur kein Flickwerk; besser mehr Zeit nehmen und dafür Probleme ordentlich lösen. Ein zweiter wesentlicher Punkt: Ich habe mit PostgreSQL noch nie Daten verloren – die Datenbank selbst ist nie der Auslöser für Datenverlust. Wir setzen im PostgreSQL Umfeld sehr stark auf Zuverlässigkeit und Qualität – das saubere Entwicklungsmodel hat schließlich langfristig dazu geführt, dass PostgreSQL viel mächtiger ist als MySQL.

Vor nicht allzu langer Zeit, als MySQL von Sun gekauft wurde, dachte ich mir, dass dies einen Aufschwung für PgSQL in der Open Source Applikationswelt bedeuten würde, doch leider ist das nicht passiert. Was müsste deiner Meinung nach passieren, damit in Zukunft Softwareentwickler PgSQL nicht mehr schwiegermütterlich behandeln?

Wie bei allen Dingen spielt hier vor allem Marketing eine große Rolle. Wir sind Techniker; wir bauen zuverlässige Datenbanken – unser Job ist es nicht, bunte Flyer zu basteln oder mit Unwahrheiten zu werben. Zum Thema Aufschwung ist jedoch zu sagen: Die PostgreSQL Community hat noch nie so viele Patches bekommen wie heute. Würde man alle Entwickler auf ein Foto quetschen, würde man die winzigen Gesichter gar nicht mehr erkennen.
Klar, was die Userbase betrifft, gibt es noch mehr zu tun. Ich denke, wenn MySQL technisch so weiter macht (Bugs, etc.), wer weiß …

Reden wir ein wenig über deine künftigen Projekte. -Du hast bestimmt schon von dieser neuartigen Suchmaschine Wolfram Alpha gehört, die nicht nur im herkömmlichen Sinne eine semantische Suchmaschine werden, sondern auch ganze Sätze bzw. Fragen verstehen soll. Da du doch gerade an einem Projekt arbeitest, welches Wolfram Alpha in den Schatten stellen soll, erzähle uns doch ein bisschen etwas aus technischer Natur darüber.

Bei all diesen Dingen kann man die wahre Macht von PostgreSQL ausspielen: Die grenzenlose Erweiterbarkeit. Mit einigen wenigen Handgriffen kann man in PostgreSQL Dinge tun, die sonst einfach nicht möglich wären. Dabei stellen wir auch die meisten kommerziellen Anbieter die DB2, Informix, MySQL, Sybase oder SapDB in den Schatten – um nicht zu sagen; PostgreSQL ist auf diesem Gebiet einfach eine andere Liga.

Gibt es Tage an denen du PgSQL verfluchst und wenn ja, warum bzw. Tage an denen du froh darüber bist dich nie auf eine andere Datenbank spezialisiert zu haben und falls ja, warum?

Ich ärgere mich eher über mich als über die Datenbank. Wenn ich mal wieder denke, einen Bug gefunden zu haben, wars dann doch wieder einmal ein Problem mit meinen Codes. Nein, ich bereue es nicht – habe ich eigentlich nie. Ich bin froh, dass sich das Projekt derart gut entwickelt und lerne jeden Tag dazu.

Welche Gründe haben die meisten Firmen, die dich beauftragen, PgSQL verwenden zu wollen?

Zuverlässigkeit, Stabilität, Erweiterbarkeit und vor allem langfristige Sicherheit.

Wie oft kommt es denn vor, dass deine Kunden mit der Bitte den Umstieg von Oracle auf PgSQL durchzuführen an dich herantreten und warum?

Das kommt eher selten vor – die meisten Migrationskunden kommen eher von Informix, DB2 oder MySQL.

Und wie häufig kommt es vor, dass deine Kunden einen Umstieg von MySQL wollen und warum?

Das kommt gelegentlich vor. Die meisten Kunden sind einfach gefrustet und wollen, dass die Dinge einfach nur funktionieren – genau das bietet PostgreSQL: It just works …

An dieser Stelle sind wir auch schon am Ende dieses Interviews angelangt, gerne kannst du noch ein paar abschließende Worte loswerden.

Ich bedanke mich sehr herzlich für die Einladung.

Wir dürfen uns also auf deinen Beitrag „MySQL vs. PostgreSQL“ demnächst freuen und bedanken uns für das Interview.

Über den Autor

Ewi

Als ich die Oberstufe mit 17 abgebrochen habe und als Sekretärin, ähm Office Managerin, zu arbeiten begann, stellte ich sehr schnell fest, dass ich keine Aktenhüllen für irgendwelche hochnäsigen Professoren schlichten möchte und stellte mir die Frage "Was willst du eigentlich mal machen?". Ohne mir lange überlegt zu haben, ob mich die Materie überhaupt interessieren wird, eher vom Gedanken geleitet „irgendeine“ eine Schule abzuschließen und vom damaligen EDV-Boom beeinflusst, habe ich mich für eine der renommiertesten EDV Schulen Österreichs, der HTL Spengergasse Abendschule (ja, tagsüber arbeiten und abends Schule) entschieden, die ich 1999 begonnen und mittlerweile seit einigen Jahren abgeschlossen habe. Ich programmiere also seit Ende 1999 und bin mittlerweile selbstständig (knitwork).
Kommentare

1 Comments

  1. Hans Schöning hat sich jeglicher Seitenhiebe auf die Konkurrenz enthalten. PostgreSQL hat das auch nicht nötig, besticht alleine schon durch seine Eleganz und den Leistungsumfang.

    Im GIS-Bereich ist PostgreSQL/PostGIS der Standard im OpenSource-Bereich. Dabei ist GIS nicht mit Karten gleichzusetzen. 80% der Datenbankanwendungen haben einen geographischen Bezug. Als Beispiel diene die Distanz zwischen Kunde und Anbieter, Luftlinie, mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln.

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